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„Wir konnten alle gemeinsam unsere Stimme erheben“ Pandemie, Protest und Polen – ein Interview mit Diana Lelonek

Brave new world. Wie wirkt sich die Covid-19-Pandemie auf Ihre künstlerische Praxis? Ein Inteview mit Diana Lelonek

Wie wirkt sich die Covid-19-Pandemie auf Ihre künstlerische Praxis und Ihr tägliches Leben aus?

Ich leide unter Angststörungen, daher ist dies keine leichte Zeit für mich. Ich mache mir wirklich Sorgen um meine Familie und die Zukunft. Während der Quarantäne in einer kleinen Mietwohnung im Zentrum von Warschau eingesperrt zu sein, war schlimm für mich.

Ich wohne neben dem Parlamentsgebäude, wo es ein starkes Polizeiaufgebot gab; jeder wurde kontrolliert. Ich habe beinahe drei Monate lang gemeinsam mit meinem Freund in einem Raum verbracht. Wir haben keinen Balkon, also habe ich einen kleinen Garten in Beschlag genommen, den ich neben unserem Wohnhaus entdeckte. Es ist ein privates Areal, weshalb es möglich war, auch während des Lockdowns dorthin zu gehen. Seit Jahren hat ihn niemand mehr genutzt. Ich beschloss, einige Pflanzen und Blumen einzusetzen. Ich traf auf eine dort lebende Katze und begann sie zu füttern. Dieser Garten und die Katze haben mir, denke ich, geholfen, diese schwierige Zeit zu überstehen.

Die politische Situation in Polen während der COVID-19-Krise ist beängstigend. Am 15. April, während der Quarantäne und inmitten der Pandemie, beschloss die polnische Regierung, für die Einführung eines kompletten Abtreibungsverbots zu stimmen. Normalerweise gehen bei jedem Versuch, dieses schreckliche Gesetz durch das Parlament zu bringen, Tausende Menschen auf die Straße, um dagegen zu protestieren. Aber dieses Mal, während des Lockdowns, war jede Art von Protest untersagt. Ungeachtet dessen stießen die Frauen auf einige Gesetzeslücken und versuchten trotzdem zu protestieren: etwa vom Auto aus oder mit Transparenten, die sie hochhielten, während sie in einer langen Schlange vor einem Geschäft neben dem Parlamentsgebäude warteten.

Für mich ist das Wichtigste bei Demonstrationen gemeinsam die Stimme zu erheben, aber das war aufgrund des Versammlungsverbots nicht möglich. Deshalb beschloss ich, Frauen dazu aufzurufen, online aktiv zu werden, um uns trotz allem Gehör zu verschaffen. Ich erhielt rund hundert Audiobeiträge von Frauen, Männern und Kindern, die „Bekämpft das Virus, nicht die Frauen” [„Walczcie z wirusem, nie z kobietami“] und einige andere Parolen, die wir sonst bei Protesten vor dem Parlament verwenden, skandierten.

Meine Freundin, die Künstlerin Edka Jarząb, und ich haben aus den erhaltenen Aufnahmen einen Track zusammengestellt. So entstand der Mitschnitt einer Demonstration, die physisch nie stattgefunden hat. An dem Tag, als das Parlament über das Gesetz abstimmte, wurde die Tonaufnahme der Protestrufe aus Fenstern und von Balkonen, aus Autos und von Leuten auf ihrem Weg zu dem Geschäft (neben dem Parlamentsgebäude) abgespielt. Dank dessen konnten wir alle gemeinsam unsere Stimme erheben, und sie wurde gehört. Ich denke, dass eine solche „akustische Protestaktion“ in Zeiten, in denen Versammlungen verboten sind, ein wirksames Mittel des Protests sein kann.

Vor einigen Tagen verließ ich Warschau zum ersten Mal seit Anfang März. Zurzeit bin ich bei einem Freund auf dem Land und habe endlich das Gefühl, dass der Stress und die Anspannung, die mit der gegenwärtigen Situation zu tun haben, allmählich nachlassen.

Glauben Sie, dass Sie eine andere Einstellung zum Leben und zur Kunst haben werden, wenn diese Krise vorbei ist?

Ich weiß noch nicht, wie sich diese Pandemie auf mein Leben auswirken wird. Das ist im Moment schwierig zu sagen. Ich sehe die möglichen Auswirkungen sowohl in einem negativen als auch positiven Licht. Freilich ist dieses Virus zu einer Zeit aufgetaucht, als die Welt dringend eine Veränderung brauchte. Wir lebten in einer so schrecklich schnellen Zeit und Überproduktion, dass früher oder später etwas geschehen musste, um all dem Einhalt zu gebieten. Vergangenes Jahr forderten wir in den Klimabewegungen eine Reduzierung des Konsums und des Flugverkehrs. All das hat jetzt aufgehört – nicht durch den Willen des Menschen, sondern durch die „Entscheidung“ eines Mikroorganismus. Meine Einzelausstellung in Rom, Buona Fortuna, ist seit drei Monaten wegen des Coronavirus geschlossen. Nächste Woche [Ende Juni, Anm. der Red.] wird sie endlich wieder geöffnet sein. Ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn ich an diese Ausstellung denke, in der es um die durch unser arrogantes Verhalten gegenüber dem Planeten verursachte Katastrophe geht, mittels einer Reihe von „Zoe-Therapie“-Arbeiten, in denen Bakterien Vergeltung für die menschliche Dominanz üben … und dann taucht unerwartet ein echtes Virus auf, und die Ausstellung wird für drei Monate geschlossen … Als wir einige Wochen vor der Eröffnung mit Kurator Kuba Gawkowski über den Titel sprachen, war diese Ironie von „Buona Fortuna“ für uns ebenso wichtig wie die in der Ausstellung sichtbar gemachte Hoffnung. Ich glaube, dass dieses Virus die letzte Chance für Veränderung ist. Wir dürfen sie nicht verpassen. Die Welt, wie wir sie kennen, wird es wahrscheinlich nicht mehr geben. Die Frage ist, wie sie sich verändern wird. Sie könnte sich zum Besseren verändern – eine Pandemie kann eine Chance für die Suche nach und die Umsetzung neuer wirtschaftlicher Lösungen und Modelle sein. Leider befürchte ich, dass die erste wirkliche Auswirkung, die sich bald zeigen wird, eine radikale Verschärfung der Klassenunterschiede sein wird. Ich mache mir auch Sorgen um unsere Freiheit und die Zukunft der Demokratie.

Diana Lelonek, kiállítási enteriőr/exhibition view: „Buona Fortuna“, Fondazione Pastificio Cerere, Róma/Rome, 2020. Fotó/photo: Andrea Veneri

Was die Kunst anbelangt – nun, ich glaube, es wird schwierig werden. Beinah sämtliche Ausstellungen, Konferenzen, Debatten und Festivals, die ich für dieses Jahr geplant hatte, sind abgesagt worden. Kunstschaffende erhielten nahezu keine staatliche Unterstützung. Die öffentliche Finanzierung von Kunst und Kultur wird nach der Pandemie wahrscheinlich viel knapper ausfallen. Den Institutionen werden bereits jetzt Mittel gekürzt, was dazu führen kann, dass kein Budget mehr zur Verfügung steht, um Künstlerinnen und Künstler zu bezahlen. Die vielen Jahre, die wir mit dem Versuch zugebracht haben, eine faire Vergütung für unsere Arbeit zu erwirken und Ausstellungshonorare sicherzustellen, könnten vergebens gewesen sein. Vor Kurzem hörte ich ein Interview mit einem bekannten polnischen Schauspieler (eine sehr wohlhabende Person), der meinte, Kunstschaffende würden schon irgendwie über die Runden kommen, weil „ein hungriger Künstler ein produktiver Künstler ist“. Leider hält sich dieser Mythos in unserer Gesellschaft immer noch.

Das zweite Problem: Beschäftigte im Kultursektor sind zum großen Teil mit Null-Stunden-Verträgen oder schlecht bezahlten Verträgen angestellt, die weder Stabilität noch soziale Sicherheit bieten (zivilrechtliche Verträge, die prekärer nicht sein könnten). Sie werden derzeit um ihr Einkommen gebracht, und es wird auch nach Aufhebung der Beschränkungen nicht wieder so sein wie früher – die Situation könnte für Kulturschaffende schlimmer werden, als sie es jemals war.

Diana Lelonek, kiállítási enteriőr/exhibition view: „Buona Fortuna“, Fondazione Pastificio Cerere, Róma/Rome, 2020. Fotó/photo: Andrea Veneri

Inwiefern hat dieses Virus Ihrer Meinung nach unser Leben grundlegend verändert? Hat es unser Leben überhaupt verändert? Was können wir aus der Pandemie lernen?

Wie bereits erwähnt, denke ich, dass sich unser Leben vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Krise – durch den Coronavirus-Effekt – verändern wird.

Nach der Pandemie werden die meisten Menschen unter Armut, dem Verlust ihres Arbeitsplatzes oder ihrer Wohnung und Schulden (es ist bereits jetzt zu erwarten, dass viele Menschen innerhalb der nächsten drei Monate mit ihren Hypothekenzahlungen in Verzug geraten werden) leiden. Wohnungsprobleme und Arbeitslosigkeit werden zunehmen. Ich persönlich habe ein Problem mit Menschen, die optimistische Visionen von einer wunderbaren Welt nach der Pandemie verbreiten; das sind in der Regel privilegierte Leute, die Eigentumswohnungen besitzen und die Quarantäne damit verbrachten, auf ihren weitläufigen Terrassen Yoga zu praktizieren und „in ihr Innerstes zu reisen“. In den sozialen Medien sprechen viele Menschen aus der Mittelschicht darüber, wie die Quarantäne es ihnen ermöglicht hat, den wahren Sinn des Lebens zu erkennen … Um ehrlich zu sein: Ich kann mir diese Aussagen nicht länger anhören. Das wirkliche Leben sieht so aus: In Polen sind die meisten Leute in winzigen, mit Hypotheken belasteten Wohnungen oder in sehr teuren privat gemieteten Wohnungen eingepfercht. Ich hoffe sehr, dass die Immobilienblase infolge des Coronavirus platzen wird.

Die Pandemie hat sicherlich das Potenzial, Veränderungen herbeizuführen, die sonst nicht stattgefunden hätten. Die Welt ist zum Stillstand gekommen, und es sollte nicht so weitergehen wie bisher. Wir haben jetzt die Chance, andere Wirtschaftsmodelle einzuführen, Modelle, die der Ausbeutung der globalen Ökosysteme, der industriellen Agrarwirtschaft ein Ende setzen, die Bedeutung von kleinen landwirtschaftlichen Betrieben, Regionalität und Zusammenarbeit erhöhen, die Produktion verringern und das Leben entschleunigen würden. Das alles klingt jedoch zu utopisch. Und ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Die Ökosysteme hatten einen Moment Zeit zum Durchatmen, bevor alles wieder seinen gewohnten Lauf nahm. Inzwischen steht uns eine größere Krise bevor – die Klimakrise. Auf lange Sicht wird diese viel bedrohlicher sein als die Pandemie.Diana Lelonek, Motherboard Nature, “Center for Living Things” sorozatból / From the series „Center For Living Things”, 2017

Glauben Sie, dass Kunst das Zeug dazu hat, sozialen Wandel zu bewirken? Und wenn ja, auf welche Weise?

Ich glaube, dass Kunst durchaus ein solches Potenzial hat, aber sie ist nicht wirklich in der Lage, einen echten Durchbruch zu schaffen. Die Werkzeuge dafür stehen der Politik zur Verfügung, nicht der Kunst. Wir können unsere Aktivitäten an der Basis fortsetzen, engagierte, politische Kunst machen. Unsere Stimme ist wichtig. Sicherlich bietet Kunst Werkzeuge, die uns helfen können, Alternativen zu finden. Das geschieht bereits: Think-Tanks, die sowohl Theoretiker als auch Kunstschaffende zusammenbringen, sind bereits im Entstehen. Dennoch handelt es sich dabei noch immer um Aktivitäten in sehr kleinem Maßstab. Nach Ansicht der öffentlichen Meinung ist Kunst überflüssig und etwas, das unsere Unterstützung in der Krise nicht wert ist und das als erstes als unnötiger Luxus verschwinden kann.

Wenn es darum geht, dass die Kunst eine Antwort auf die aktuelle politische und soziale Realität geben soll, dann hat sie meines Erachtens in der gegenwärtigen Situation großes Potenzial. Allerdings befürchte ich Repressionen der Art, wie sie Kunstschaffende in letzter Zeit in Warschau erlebt haben. Vor einer Woche [im Mai, Anm. d. Red.] hat eine Gruppe polnischer Künstlerinnen und Künstler ein Happening in der Nähe des Parlamentsgebäudes als Reaktion auf die Maßnahmen der Regierung im Hinblick auf die Abhaltung der Präsidentschaftswahlen während der Pandemie veranstaltet. Die Künstler taten ihre Arbeit – es war eine performative Aktion – und hielten sich an die geltenden Gesetze (Abstandsregelungen, Maskenpflicht). Trotzdem wurden sie mit hohen Geldstrafen für die Ausübung von Kunst bestraft, die ein kritischer Kommentar zur Realität war.

Warschau – Budapest, Mai 2020

 

Deutsche Version des Interviews finden Sie auch auf der Website der Erste Stiftung (aufs Bild klicken):

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Talk Slow

Interview mit der Kuratorin Zsuzska Petró im Blog des Ludwig Múzeum

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Interview mit Kuratorin Petra Csizek

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Interview mit der Kuratorin Krisztina Üveges auf dem Ludwig-Múzeum-Blog

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Diana Leloneks slow sounds (audio)

In ihrer Arbeit, die für die Ausstellung Slow Life – Radikale Praktiken des Alltags ausgewählt wurde, untersucht Diana Lelonek das Verhältnis von Mensch und Natur. Im „Center for the Living Things“ erforscht sie neue Formen des Lebens, eine Auswirkung der menschlichen Überproduktion. Die Produkte dieser Überproduktion werden als wilder Müll zu einem natürlichen Lebensraum für diese Organismen.

Unter den anderen Arbeiten von Diana Lelonek gibt es mehrere Audio-Projekte. Eines davon ist die Klanginstallation Melting Gallery, mit der sie das Bewusstsein für die globale Erwärmung durch das Geräusch schmelzender Gletscher schärfen wollte. Endling ist eine Zusammenstellung von Archiv-Audioaufnahmen von Vögeln, von denen einige Arten bereits als ausgestorben gelten. Das Nachtigall Konzert „Luscinia luscinia“ lädt uns ein, uns umzusehen und die Schönheit selbst an den überfülltesten Orten unserer Großstädte zu finden. All diese Klanginstallationen ermutigen uns, Pause zu machen, langsamer zu werden und in diese Klänge der Natur einzutauchen, um unsere eigene Beziehung zur Welt um uns herum zu betrachten. (J.E.)

„SoundCloud Links“ sind eine Leihgabe der Künstlerin

Texte (unten): Diana Lelonek

 

Diana Lelonek/ Denim Szram, Melting Gallery, 2019

 

Die Klanginstallation, die in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Klangkünstler und Komponisten Denim Szram erarbeitet wurde, entstand während Diana Leloneks Residenz im Rahmen des Festivals „Culturescapes in Basel“. Die Aufnahmen, die die Künstlerin auf drei schmelzenden Alpengletschern gemacht hat: du Rhone, Aletsch und Morteratsch, wurden von Denim Szram zu einem Lied komponiert und bilden eine Art Sinfonie der verschwindenden Gletscher. Der Klang einer langsam rieselnden Katastrophe, deren Ankunft kaum spektakulär ist, ist verschwommen, überall und nirgendwo präsent, gibt Anlass zu Beunruhigung und ist von Angst gesäumt. Die Alpengletscher verschwinden sehr schnell; einige von ihnen sind bereits für immer verschwunden. Eine Reise zum Gletscher, bei der man den allgegenwärtigen Geräuschen des gleichmäßigen Tropfens lauscht, gleicht einem Countdown. Das Geräusch ist ein direktes Zeichen für einen unwiederbringlichen Verlust.

Die mehrkanalige Klanginstallation, die in einem leeren Ausstellungsraum präsentiert wird, füllt den Raum mit Klang, während die klassische „White Cube“-Form nicht mit Objekten gefüllt ist. Die Leere ist eine Art Manifest, aber auch eine Frage: Welchen Platz hat die Kunst in der Klimakrise? Es ist auch eine Frage über die Überproduktion von Objekten innerhalb des Prozesses der Kunstproduktion, denn die Kunstwelt ist ein Markt, der ständig nach neuen Projekten, Trends und Werken verlangt. Dem Produktionswettlauf fehlt manchmal der Raum, in dem wir innehalten und fühlen können.

Konzept/Aufzeichnungen: Diana Lelonek

Zusammensetzung: Denim Szram

 

 

Endling

(Komposition aus der Audioinstallation in der Einzelausstellung in der Galerie Labirynt, Lublin, PL), 2019

 

 

Die Ausstellung bezieht sich auf das Problem des unvermeidlichen Aussterbens von Arten, das in erster Linie durch menschliche Aktivitäten verursacht wird. „Endling“, so der Titel der Ausstellung, steht für das letzte Mitglied einer Art. Der Begriff wurde erstmals in der Zeitschrift „Nature“ im April 1996 verwendet. Er tauchte 2001 im National Museum of Australia bei der Ausstellung über die Haut des letzten tasmanischen Tigers wieder auf.

Die Künstlerin schuf eine Klanginstallation aus Vogelstimmen, ausgestorbener Arten, die von Wissenschaftlern aufgenommen wurden. Dieses ergreifende Stück ist der letzte Aufruf ohne Antwort. Es ist ein Akt des Bedauerns und ein Versuch, die irreversible Schädigung der natürlichen Umwelt darzustellen. Der dunkle, leere Galerieraum wurde zur physischen Repräsentation des Nichts, ein feindliches Gespenst der Zukunft, das bereits begonnen hat, obwohl wir dazu neigen, es nicht zu sehen.

Komponiert in Zusammenarbeit mit Marcin Lenarczyk

labirynt.com/de/diana-lelonek-endling/

Archivaufzeichnungen aus der Sammlung des Cornell Lab of Ornithology und www.xenocanto.com

 

Nightingale Concert (Luscinia luscinia)

Juni 2019, Aktion im städtischen Raum

 

Im Zentrum von Warschau lebt eine Nachtigall. Der Vogel, der normalerweise keine überfüllten und lauten Räume mag, wählte als Unterschlupf einen Rosenbusch auf der Patelnia – der „frying pan“ (Bratpfanne), der Terrasse am Südeingang der Station „Centrum“ der Warschauer Metro.

Anscheinend lebt er dort schon seit mehreren Jahren. Jedes Jahr im Mai und Anfang Juni kann man abends, nachts und morgens sein Lied hören. Experten sagen, dass es ein Phänomen ist, dass er diesen Ort gewählt hat. Immerhin ist die „Bratpfanne“ einer der belebtesten Orte der Stadt, an der Kreuzung lauten Verkehrswege gelegen und stets von Menschen wimmelnd.

Nachtigallen werden gerne gehört. Diese aus der Warschauer Innenstadt muss lauter singen als ihre Verwandten in den Vorstädten – es ist nicht leicht, die vorbeifahrenden Straßenbahnen zu übertönen. Dennoch hält kaum jemand inne, um ihrem Gesang zuzuhören.

*

Im Rahmen der Ausstellung „City Squares. An Instruction Manual“, die im Juni 2019 im Architekturpavillon Zodiak Warschau stattfand, lud ich Menschen ein, gemeinsam das Konzert der Nachtigall zu hören. Der Raum eines belebten Platzes im Stadtzentrum ist dabei zu einem Raum des Zuhörens, des Zusammenseins und des Bewusstseins geworden. Nach einer zweistündigen Wartezeit begann die Nachtigall mit ihrer Aufführung.

Im Rhythmus des Gesangs der Nachtigall ist die „Bratpfanne“ zu einem Raum geworden, an dem es sich lohnt, anzuhalten, ein Raum, um gemeinsam zuzuhören, zusammen zu sein, die Zeit auf andere Weise zu erleben und das Gefühl einer artenübergreifenden Intimität zu formen. Dieses Konzert war der Beginn einer Reihe von Veranstaltungen, bei denen wir gemeinsam saisonalen Konzerten zuhörten, die von Fröschen, Grillen, Vögeln und anderen Lebewesen aufgeführt wurden.

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Die Welt um uns herum zu betrachten. Interview mit Zsuzska Petró

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Zsuzska Petró und Krisztina Üveges in Tilos Rádió

Zsuzska Petró und Krisztina Üveges über die Ausstellung „SLOW LIFE“ in einer Live-Sendung in Tilos Rádió (5. Mai 2020)

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(Magyar) Ludwig Live | Fenyvesi x Sirokai x Závada: A lassulás versei

Leider ist der Eintrag nur auf Ungarisch und Amerikanisches Englisch verfügbar.

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Interview mit der Kuratorin Krisztina Üveges über Fidelio

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Wir alle sehnen uns nach einem langsamen Leben. Interview mit der Kuratorin Viktória Popovics über Fidelio

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Ein Kunstwerk im Zeitalter der digitalen Publizität. Interview mit dem Kurator József Készman

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Schöne neue Welt – Wie wird die Kunst nach COVID-19 aussehen? Ein Interview mit der Künstlerin Judit Flóra Schuller

Wie wirkt sich die Covid-19-Pandemie auf Ihre künstlerische Praxis und Ihr tägliches Leben aus?

Neben der SLOW LIFE-Ausstellung war ich eingeladen, an einer Pesach gewidmeten Ausstellung in der Galerie 2B teilzunehmen, die von László Böröcz organisiert wurde und am selben Tag, dem 8. April, eröffnet worden wäre. Da es keine Möglichkeit gab, die Ausstellung aufgrund ihres Themas zu verschieben, wurde sie leider abgesagt. Und in der ersten Maihälfte sollte ich an einem zweiwöchigen Residenzprogramm am Balassi-Institut in Rom teilnehmen, das ich im Rahmen des MODEM-Preises erhielt, den ich im Herbst 2018 gewann. Leider konnte ich letztes Jahr nicht hingehen, und ich werde auch dieses Jahr nicht gehen können. Ich hoffe, dass ich das im Herbst nachholen kann. Um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeite ich in einem Museum, daher wird jetzt viel Alltagsarbeit neu organisiert. Ich habe das Glück, im Moment nicht als Freiberuflerin zu arbeiten und dieses Jahr das Derkovits-Stipendium erhalten zu haben. Doch über die alltägliche Existenzsicherheit hinaus ist diese Unsicherheit natürlich beunruhigend. Im Grunde fällt es mir schwerer, mich zu konzentrieren, da mein Geist ständig beschäftigt ist und ich mir Sorgen um meine Familie – meine Eltern arbeiten im Gesundheitswesen – und um die Menschen im Allgemeinen mache. Inzwischen werden wir mit einer riesigen Welle von Informationen überflutet, trotz der Enge gibt es viele Online-Anregungen. Es fällt mir jetzt schwerer, über neue Werke nachzudenken, mich zu verlangsamen, um die Fäden aufgreifen zu können, aber auf lange Sicht kann aus diesen wandernden Gedanken und Gefühlen etwas Neues entstehen. Auf der Ebene des alltäglichen Lebens ist es mir jedoch gelungen, eine intime Blase zu schaffen, die ich wirklich genieße. Mein Terminkalender war noch nie so leer, während in meinem Inneren gerade eine Menge interner Prozesse ablaufen.

Glauben Sie, dass Sie eine andere Einstellung zum Leben und zur Kunst haben werden, wenn diese Krise vorbei ist?

Das ist aufgrund der aktuellen Situation schwer vorherzusagen. Im Grunde denke ich, ja, es wird sich für eine gute Weile vieles ändern. Es ist schwer zu sagen, wie lange es dauern wird, bis die Dinge wieder in den Zustand vor dem Coronavirus zurückkehren. Wenn man frühere kollektive Veränderungen und Traumata in Betracht zieht, kann es sein, dass wir relativ bald täglich zur Normalität in unser Leben zurückkehren, aber wir werden mehr Zeit und Abstand brauchen, um über das Geschehene nachzudenken.

In welcher Weise hat dieses Virus Ihrer Meinung nach unser Leben grundlegend verändert oder hat es unser Leben überhaupt verändert? Was können wir daraus lernen?

Ich möchte dazu keine „großen“ Aussagen machen. Vieles hat sich in den letzten Monaten um uns herum verändert und verändert sich immer noch. Niemand kann dem entkommen, jeder erlebt es auf privater Ebene, aber von nun an ist es unvermeidlich, dass wir uns als Einzelne um das größere Ganze kümmern. Unser derzeit reduzierter Lebensraum und unsere geringere Aktivität werden wahrscheinlich viele Menschen zu einem minimalistischeren Lebensstil führen.

Glauben Sie, dass die Kunst die Mittel hat, gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken? Und wenn ja, auf welche Weise?

Kunst hat schon immer über das Leben reflektiert. Ob diese Reflexion provozierend, laut, tiefgreifend, kritisch oder einfach „leise“ ist, hängt vom Künstler, von der geleisteten Arbeit und vom Medium oder Kanal der Vermittlung ab. Wenn uns etwas zeitlich und in diesem Fall auch physisch so nahe ist, fällt es mir immer schwer, mich daran durch Kunst zu nähern – auch als Betrachter. Ich denke, das braucht in vielen Fällen Zeit und Distanz.

Schuller Judit Flóra: Towards Nothingness (Walks), részlet a Memory Theatre sorozatból / from the series Memory Theatre, 2017.
Fotó/Photo: Bíró Dávid

Judit Flóra Schuller ist eine der Künstlerinnen, die an unserer Ausstellung teilnehmen. Mehr über sie erfahren Sie hier.

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Talk Slow

Eine Ausstellung, die in die Zukunft blickt und die Gegenwart berührt. Interview mit Viktória Popovics

Im Interview spricht Viktória Popovics über die Ausstellung „SLOW LIFE – Radikale Praktiken des Alltags“ (Nur auf Ungarisch vorhanden)

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Programm

(Magyar) Koronczi Endre „Extreme Sleeping 2020“ című performance-ja a virtuális kiállítás megnyitón

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Programm

(Magyar) Csató József: zenei impressziók a „Lassú élet. Radikális hétköznapok“ című kiállítás virtuális megnyitójára

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Programm

(Magyar) Készman József kurátor köszöntője a kiállítás virtuális megnyitóján

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Programm

(Magyar) ÖSSZEKÖTVE – Orvos-Tóth Noémi a Könyves Magazin beszélgetőműsorában

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Programm

(Magyar) iamyank szobakoncertje a nemzetközi Slow Art Day alkalmából

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Kapitalismuskritik

Kapitalismus wird definiert als ein Wirtschaftssystem, in dem der Handel, die Industrie und die Profite eines Landes von privaten Unternehmen kontrolliert werden, statt von den Menschen, deren Zeit und Arbeitskraft diese Unternehmen antreibt. Die Kritik am Kapitalismus reicht von der Ablehnung der allgemeinen Prinzipien des Kapitalismus in ihrer Gesamtheit bis hin zur Ablehnung seiner spezifischen Resultate. Im Vordergrund der Kritik am Kapitalismus steht der Vorwurf, er sei von Natur aus ausbeuterisch und schaffe wirtschaftliche Ungleichheit: Kritiker argumentieren, dass der Kapitalismus mit der ungerechten Verteilung von Reichtum und Macht verbunden sei.

Eine der Behauptungen der Kapitalismuskritik ist, dass er antidemokratisch und eine ernsthafte Bedrohung für die Menschenrechte sei und dass er Anreize für imperialistische Expansion und Krieg biete. Freie Märkte sollen freie Gesellschaften stärken. Stattdessen untergräbt die heutige aufgeblasene Weltwirtschaft die Macht der Menschen in den Demokratien rund um den Globus.

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Slow Knowledge

Slow work

In Zeiten, in denen ein konstanter Zeit-, Stress- und Überstundendruck herrscht, scheint das Modell der langsamen Arbeit notwendig zu sein. Die langsame Arbeit geht davon aus, sich bewusster durch das Leben zu bewegen, sich Zeit für die kleinen Freuden des Alltags zu nehmen und mit Geist und Körper spirituell umzugehen – auch am Arbeitsplatz. Dieses Modell lässt Zeit zum Nachdenken, verwirft Materialität und das Streben nach noch mehr Geld, Erfolg oder Ergebnissen. Ziel ist es, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen, Burnout zu bekämpfen, einen stressfreien Arbeitsplatz zu schaffen und manchmal ein flexibles Arbeitszeitmodell zu implementieren, das eine Chance für langfristiges geistiges und körperliches Wohlbefinden bietet.

Langsame Arbeit ist produktiver: Eine Verlangsamung der Arbeit bietet die Möglichkeit zur Regeneration. Mit steigender Konzentration und Kreativität sinkt auch das allgemeine Stressniveau. Auf diese Weise steigern sich auf lange Sicht die Energie und die Leistung einer Person. Langsame Arbeit bedeutet nicht, dass wir langsamer arbeiten, sondern dass wir bewusster und daher fokussierter sind, was wir ohne Zeitdruck oder Eile erreichen können. Schließlich ermutigt das Modell der langsamen Arbeit die Menschen, nicht mehr, schneller und größer sein zu wollen, wodurch mehr Frieden in der Arbeitswelt geschaffen wird. Obwohl diese Methode möglicherweise nicht einfach zu implementieren ist (sie scheint sogar unmöglich zu sein), bietet ihre Befolgung die Möglichkeit, eine gesündere und effizientere Gesellschaft zu schaffen.

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Lokal und Global (Nutzung lokaler Ressourcen)

Der populäre Slogan „Global denken, lokal handeln“ drängt die Menschen dazu, über das Wohlergehen des gesamten Planeten nachzudenken und in ihren eigenen Gemeinden und Städten aktiv zu werden. Lange bevor Regierungen begannen Umweltgesetze aktiv durchzusetzen, kamen Einzelpersonen zusammen, um Lebensräume und die darin lebenden Organismen zu schützen. Diese Bemühungen, die als „Graswurzelarbeit“ bezeichnet werden, finden oft auf lokaler Ebene statt und werden hauptsächlich von Freiwilligen und Helfern durchgeführt. Obwohl sie ursprünglich nur an dieser Wurzel stattfanden, verwandelten sie sich in ein globales Konzept von hoher Bedeutung, das nicht nur lokale Gemeinschaften, sondern auch Unternehmen, Regierungen und Bildungssysteme einschließt.

Neben Umweltfragen, die lokale versus globale Aspekte betreffen, gibt es auch entscheidende wirtschaftliche Gesichtspunkte. Dazu gehört die Stärkung der lokalen Wirtschaft durch die Unterstützung lokaler Unternehmen Bauernhöfe so beispielsweise durch den Kauf von lokalem Obst und Gemüse anstelle von importiertem. Der Kauf von lokalem Obst und Gemüse ist nicht nur besser für den Planeten, sondern man kann auch dazu beitragen, seine Nachbarn zu unterstützen und die lokale Wirtschaft zu stärken.

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Gemeinschaftsdenken

Gemeinschaftsdenken ist ein soziales Bestreben, das Wohl der Gemeinschaft als Priorität zu betrachten, manchmal auf Kosten der Interessen des Einzelnen. Anstatt bestimmten Individuen Privilegien zu gewähren, versucht man nach Lösungen und Aktionen zu suchen, die den Anforderungen aller gerecht werden und behandelt das Wohl der Gemeinschaft als ein langfristiges Projekt zur Stabilisierung des Gemeinwohls.

Gemeinschaftsdenken bedeutet, füreinander zu sorgen und zu tun, was auch für andere, nicht nur für eine Person gut ist. Im Gegenteil zur Nächstenliebe kann Wandeln im Sinne des Gemeinschaftswohl seine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein, z.B. Austausch von Dienstleistungen zwischen Gemeinschaftsmitgliedern – sei es das Gassi-gehen mit dem Hund eines anderen oder die Reparatur des Reißverschlusses an der Jacke eines anderen usw.

Gemeinschaftsgärten sind gute Beispiele für eine solche Aktivität in Städten. Eine weitere gute Initiative könnte es von Kommunalverwaltungen sein, Kräuter und Obstbäume auf öffentlichen Plätzen anstelle von Blumen zu pflanzen, damit die Ärmeren sie nutzen und essen können.

Auf der Ebene der Entscheidungsfindung gibt es mehr und mehr Menschenrechtsbewegungen, die die Politik auffordern, Entscheidungen von der Gemeinschaft treffen zu lassen, anstatt sie an Führungspersönlichkeiten zu delegieren. In ähnlicher Weise werden in vielen Städten und Kommunen auf der ganzen Welt Entscheidungen, die z.B. das Jahresbudget betreffen, offen diskutiert, sodass die Einwohner gemeinsam mit der Kommunalverwaltung entscheiden können wie die Mittel ausgegeben werden. Diese Dezentralisierung, der Wandel in der Politik der Entscheidungsfindung, ist ein weiteres Zeichen für die wachsende Bedeutung der lokalen Gemeinschaften heutzutage.

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Alternative Lebensstrategien

Wir leben schneller, reisen mehr und kaufen mehr Dinge. Die heutige Zeit, die von der rasanten Entwicklung von Technologie und den konsumorientierten Gesellschaften geprägt ist, ist zunehmend durch ein hohes Lebenstempo mit Stress und Hektik gekennzeichnet. Das heutige Leben ist voller gravierender Widersprüche: In der gesamten Menschheitsgeschichte hat die Mehrheit der Menschen noch nie so lange und in so guter Gesundheit gelebt, umgeben von einem so ungeheuren Reichtum an Gütern. Dennoch sind wir heute gezwungen, uns Problemen wie den negativen Folgen der Verstädterung, der Gefährdung unserer natürlichen Umwelt und der biologischen Vielfalt, der Unpersönlichkeit der menschlichen Beziehungen und der zunehmenden sozialen Ungleichheiten zu stellen.

Die Globalisierung hat uns gewisse Richtlinien gebracht, wie wir uns in dieser Welt verhalten sollen. Es gibt jedoch unzählige Aktionen und Strategien, die der vorherrschenden „Mainstream“-Lebens- und Handlungsweisen entgegentreten. Diese alternativen Bestrebungen manifestieren sich in den Bestrebungen und Lebensstilen des Einzelnen. Es gibt viele alternative Lebensstrategien. Diese werden nicht spezifiziert, sie können unterschiedliche Formen und Mittel annehmen – je nachdem, ob es sich um das Alltagsleben, die Arbeit, eine Einstellung oder Überzeugungen handelt. Sie können ein breites Spektrum abdecken, vom Anbau des eigenen Gemüses im Wohnzimmer bis hin zum Verlassen der eigenen Wohnung und dem Umzug in einen Wohnwagen. Die Palette der alternativen Lebensstrategien ist endlos; es geht darum, den eigenen Bedürfnissen, dem eigenen Herzen zu folgen und in Harmonie mit sich selbst zu sein.

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Rückzug, Eskapismus

Eines der Hauptprobleme der heutigen globalen Gesellschaft ist ein Gefühl der Angst oder der Frustration, einhergehend mit dem Gefühl, ständig unter Druck zu stehen, um die Erwartungen an die Art und Weise, wie man leben und Dinge tun soll, zu erfüllen. Mitten in dem Meer von Informationen, das uns täglich durch das Internet und die sozialen Medien überschwemmt, kann man sich schnell zerbrechlich fühlen. Internet und soziale Medien könnten uns dazu bringen, uns mit anderen zu vergleichen oder mit der Welt zu konkurrieren, was zu einer Bereitschaft zur Flucht führen könnte.

Flucht ist jedoch nicht unbedingt eine Abwehrreaktion, um sich von der giftigen Welt um uns herum abzuschotten, um sich vor Stress und Angst zu schützen. Im Gegenteil, es könnte eine Bereitschaft, ein Streben und eine proaktive Entscheidung sein, seine eigene „bessere“ Welt aufzubauen, um erfolgreich sein eigenes Mini-Universum zu steuern.

Aus dieser Perspektive kann Eskapismus als ein Versuch gesehen werden, an einem ausgewogenen Leben zu arbeiten und sich selbst und sein eigenes Wohlergehen anzunehmen. Eskapismus kann radikale Formen annehmen, aber er muss nicht unbedingt radikal sein. Er kann sich im täglichen Leben als Verlangsamung, Konzentration auf das eigene Denken oder als meditatives Element im Leben manifestieren, das es uns erlaubt, ein Gleichgewicht zu finden – zum Beispiel in Form eines langen Spaziergangs.

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Anti-Konsumismus

Anti-Konsumismus ist eine gesellschaftspolitische Ideologie, die dem Konsumismus entgegengesetzt ist. Letzterer behauptet, dass wirtschaftliches Wachstum unvermeidlich ist, da ein ständig wachsender Güterkonsum für die Wirtschaft vorteilhaft ist und ständiges Kaufen und Konsumieren Glück bringen wird.

Die verbraucherfeindliche Politik fordert uns als Individuen auf, darüber nachzudenken, warum wir konsumieren, welche Vorteile der Erwerb von Gütern mit sich bringt und welche Auswirkungen er auf die Welt um uns herum hat. Der Anti-Konsumismus besteht darauf, dass wir unsere Gewohnheiten ändern und weniger konsumieren. Er befasst sich mit Maßnahmen, die von Unternehmen in Verfolgung ihrer eigenen finanziellen und wirtschaftlichen Ziele auf Kosten des Gemeinwohls zu ergreifen sind, insbesondere um zum Umweltschutz, zur sozialen Gleichheit und zur Ethik bei der Führung einer Gesellschaft beizutragen.

Anti-Konsum-Bewegungen sind nicht gegen den Konsum an sich, sie suchen vielmehr Alternativen zu bestehenden Formen des Konsumkapitalismus.