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Cheap nature (billige Natur)

Die kapitalistische Wirtschaft, die an Kapitalakkumulation interessiert ist, eignet sich Rohstoffe, Energiequellen und Nahrungsmittel, die für die Produktion notwendig sind, billig und oft kostenlos an und bezahlt nicht für die Arbeitskraft, die für den Betrieb des Systems benötigt wird. So wird ein kontinuierliches Wachstum durch die Ausbeutung der Lohnarbeit und den Verbrauch an der Natur garantiert. Nach Jason W. Moore, einer prominenten Figur im kritischen ökologischen Denken, ist der Kapitalismus kein sozioökonomisches System, sondern eine weltökologische naturschaffende Praxis, die durch die Aneignung der cheap nature und den „kostenlosen“ Rohstoffen erleichtert wird. Seine wichtigste Erkenntnis ist, dass der Kapitalismus die vier billigen Ressourcen (Arbeitskraft, Nahrung, Energie, Rohstoffe) inzwischen erschöpft hat. Das Ende der cheap nature bedeutet, dass sich die „unbezahlten Kosten“ in der Zerstörung des Ökosystem und Klimawandel manifestieren, die ein weiteres Wirtschaftswachstum behindern und damit eine Krise des Kapitalismus herbeiführen. Moore argumentiert daher, dass nicht die Menschheit als Ganzes für die ökologische Krise (Anthropozän) verantwortlich ist, sondern dass die Wurzel des Problems in der profitorientierten Logik des Kapitalismus (Kapitalozän) liegt.