Einführung
Die Idee der „Ausstellung Slow Life. Radikale Praktiken des Alltags“ wurde vor fast zwei Jahren vom Kuratorenteam des Ludwig Museums Budapest konzipiert und seither vorbereitet. Man konnte nicht ahnen, dass die für April 2020 geplante, fünfmonatige Ausstellungs- und Programmreihe, sich mit Themen beschäftigen würde, die durch die globale Covid-19-Epidemie unmittelbar bevorstehend und drängend werden würden. „Slow Life“ ist plötzlich eine alltägliche Realität geworden, eine erzwungene Lebensweise in der globalen Welt.
Wie es zur Einführung zur Ausstellung formuliert wurde: „Der langsame Ansatz stellt eine Notwendigkeit dar, bestehende Strukturen zu überdenken und etablierte Praktiken in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Alltagsleben neu zu organisieren. Sein Wesen lässt sich am besten durch Bewusstsein und eine kritische Haltung ausdrücken, vom ethischen Konsum und freiwilliger Einfachheit bis hin zum Konzept einer wachstumslosen Wirtschaft.“
Die „Quarantäne des Konsums“, die „Stay Home“-Bewegung, der Rückgang des Flugverkehrs, die sich verlangsamende Wirtschaft sind nur einige der unerwarteten Folgen des Virus, die rücksichtslos auf die positiven Auswirkungen eines langsameren Lebens hinweisen, aber auch enorme Herausforderungen für die Menschheit darstellen.
Die aktuelle Situation wirkte sich auch auf die Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung aus, sodass die Ausstellung in Budapest zunächst nur digital stattfinden konnte. Eigens für die Ausstellung konzipierten die Kuratoren diese Online-Präsentation, die über die künstlerischen Positionen der Ausstellung hinaus Inhalte zum Hintergrund der Ausstellung und damit verbundenen Theorien und Ansätze informiert.
Die Ausstellung hat ihre Premiere nun im Ludwig Museum in Koblenz, wo sie vom 1. November 2020 bis zum 24. Januar 2020 präsentiert wird. Daran anschließend wird sie 2021 in Budapest gezeigt. Auf eine besondere Art fließen in diesem partnerschaftlichen Miteinander beider befreundeten Ludwig Museen durch die gemeinsame Realisation ebenfalls Aspekte von Nachhaltigkeit, Ressourcen-Verteilung und „Slow life“ zusammen.
Über die Ausstellung
„SLOW LIFE – Radikale Praktiken des Alltags“ ist eine Gruppenausstellung mit internationaler Reichweite; ein Engagement, das über die drängenden globalen Fragen unserer Zeit nachdenkt. Slow Life – Radikale Praktiken des Alltags ist eine Gruppenausstellung mit internationaler Reichweite; ein Engagement, das über die drängenden globalen Fragen unserer Zeit nachdenkt. Die Ausstellung folgt dem Ansatz, dass die Welt sich in einer Krise befindet – bestehende Sozial- und Wirtschaftssysteme sowie Konsum- und Verbrauchskultur haben ernsthafte Umweltprobleme verursacht. Unsere gegenwärtigen Praktiken bieten keine wirklichen Lösungen, um unseren übermäßigen Verbrauch, die daraus folgende Abfallproduktion und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen unter Kontrolle zu halten.
Der langsame Ansatz bedeutet die Notwendigkeit, bestehende Strukturen zu überdenken und etablierte Praktiken in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Alltagsleben neu zu organisieren. Sein Wesen kann am besten durch Bewusstsein und eine kritische Haltung zum Ausdruck gebracht werden, die immer mehr mögliche Alternativen hervorbringen, von der Permakultur-Landwirtschaft bis zum Null-Abfall-Haushalt, von der freiwilligen Einfachheit bis zum Konzept einer wachstumsfreien Wirtschaft.
Die Anfänge der Slow-Revolution gehen auf die 1980er Jahre zurück, auf die Proteste gegen Fast-Food-Restaurants, welche die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung gesunder, qualitativ hochwertiger Lebensmittel aus lokaler Quelle lenkte. Carlo Petrinis gastronomische Initiative hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer globalen Bewegung entwickelt, die viele Bereiche vom Arbeitsplatz bis zu Reisen und von Design bis zum Medienkonsum umfasst. Die Ausstellung konzentriert sich jedoch nicht auf die heute so populären „Slow Living“-Bewegungen, von denen einige ihre Aktivitäten darauf beschränken, neue Produkte und Dienstleistungen zum Verkauf anzubieten. Vielmehr stellt sie alternative Praktiken, alltägliche „Revolutionen“, sanfte oder sogar radikale Ansätze vor, die das bestehende wachstums- und profitorientierte System in Frage stellen, einen Ausweg aus der Konsumspirale zeigen oder eine Haltung vertreten, die auf dem Momentum statt auf einem hektischen Lebensstil beruht. Das breite Spektrum der ausgestellten Gattungen umfasst Kunstwerke, die auf kritischem Denken basieren, während andere utopische Modelle für zukünftige Herausforderungen anbieten oder uns dazu anregen, unsere Konsumgewohnheiten im Kunstbereich sowie die Klischees der Wahrnehmung und Rezeption im Zusammenhang mit Kunst zu verändern.
Ziel der Ausstellung ist es, die Umweltauswirkungen und Ausbeutungspraktiken aufzuzeigen, die zu den aktuellen globalen Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialproblemen geführt haben. Darüber hinaus möchte die Ausstellung eine breitere Plattform für künstlerische Positionen zu schaffen, die Nachhaltigkeit betonen und alternative Lebensweisen anbieten.
Die Ausstellung wurde vom Kuratorenteam des Museums Ludwig organisiert: Petra Csizek, Jan Elantkowski, József Készman, Zsuzska Petró, Viktória Popovics, Krisztina Üveges
Ausstellende Künstler in Koblenz: Gabó BARTHA | Emese BENCZÚR | Anca BENERA & Arnold ESTEFÁN | Krisztina ERDEI | Gideon HORVÁTH | Oto HUDEC | Tamás KASZÁS | Endre KORONCZI | Diana LELONEK | Péter MÁTYÁSI | Oliver RESSLER | Judit Flóra SCHULLER | Rita SÜVEGES | Eszter Ágnes SZABÓ & Syporca WHANDAL | Lois WEINBERGER | Anna ZILAHI