Posthumanismus ist ein Oberbegriff, der mehrere Fachbereiche umfasst, die oft gegensätzlich sind und auf unterschiedlichen Grundprinzipien beruhen. Ihnen gemein ist die Suche nach der neuen Position der Menschheit in einer Ära nach der Krise und dem Zusammenbruch des klassischen Humanismus. Ihr anderes gemeinsames Kernprinzip betrifft den Menschen nicht als zentrales Element der Existenz – wie der anthropozentrische Ansatz des klassischen Humanismus – sondern vielmehr als einen höheren oder lediglich anderen Grad der (Ko-)Evolution.
Zu den wenigen Beispielen posthumanistischer Doktrinen gehört der Antihumanismus, der hauptsächlich mit dem französischen Philosophen Louis Althusser (1919-1990) in Verbindung gebracht wird. Antihumanisten stehen allen traditionellen humanistischen Ideen kritisch gegenüber, die die Menschlichkeit und die „conditio humana“ als fundamental betrachten. Althusser betrachtet den Humanismus als einen ideologischen Staatsapparat (appareil idéologique d’État), eine Beziehung zwischen Autorität und Wissen – er kann also nicht als universeller Wert oder natürlicher Seins-Zustand angesehen werden, wie er seit der Renaissance verstanden wird.
Der Transhumanismus preist die Allmacht von Rationalität und Wissenschaft. Seine These ist, dass künftige technologische Entwicklungen zur Schaffung einer stark verbesserten Version des Menschen führen werden, die als posthumaner oder transhumaner Seins-Zustand bezeichnet wird.
Der spekulative Humanismus erforscht die gemeinsame Zukunft von Klonen, Hybriden und Menschen sowie die Möglichkeit einer menschenlosen Zukunft. Der kritische Posthumanismus definiert ein Menschenbild, das sich untrennbar mit seiner Umwelt und der Technologie entwickelt.
Animal studies (Tierstudien) zielen darauf ab, unser tief verwurzeltes dualistisches Denken in Bezug auf Natur und Kultur, Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft und Mensch und Tier zu überwinden; sie streben auch danach, die Ethik der Tierrechte zu konstituieren.